Wärmetherapie ist eine häufig gewählte Form der Physiotherapie bei Erkrankungen des Bewegungsapparates. Der Effekt der Wärme auf Haut, Bänder, Sehnen und Muskeln hilft, Schmerzen zu verringern. Vor allem die Muskeln profitieren von der Erwärmung, da die Blutversorgung im erwärmten Körperbereich erhöht wird. Unser 11880.com-Physio-Ratgeber nennt Wirkung, Formen und Einsatzgebiete der Wärmetherapie.
Was ist Wärmetherapie?
Die Physiotherapie setzt in vielen Bereichen auf die Wärmetherapie. Sie ist ein Teil der Thermotherapie – zu der auch die Kältetherapie gezählt werden kann – und dient insbesondere der Behandlung und Beseitigung von Schmerzen und nicht-entzündlichen Erkrankungen. Wärmetherapie wird von Patienten überwiegend als angenehm empfunden und auch auf die Muskeln wirkt die eingesetzte Wärme entspannend. Zusätzlich wird auch der Stoffwechsel angeregt.
Wie wirkt die Wärmetherapie?
Die Wirkungen der Wärmetherapie stellen sich deswegen ein, weil in erwärmtem Gewebe der Transport von Sauerstoff erhöht wird und zudem die Aufnahme von Nährstoffen sowie gleichzeitig die Abgabe von Abbau- und Restprodukten steigt. Zudem sind Physiotherapeuten überzeugt, dass die Wärmetherapie das Immunsystem stärken kann. Gleichzeitig eignet sich die Wärmetherapie hervorragend als Ergänzung zu anderen Therapien und Massagen.
Wie wird Wärmetherapie durchgeführt?
Meist hat der Patient nur eine passive Rolle während der Wärmetherapie, da er sich in erster Linie entspannen soll. Um die genannten Effekte zu erzielen, kann sich der Physiotherapeut verschiedener Methoden der Wärmetherapie bedienen:
Konvektion und Konduktion
Konvektion und Konduktion, bzw. Strömung und Leitung sind Arten der Wärmetherapie, bei der zum Beispiel Wärmeträger wie Wärmepackungen, Kompressen (Kamillenkompressen, Heiße Rolle, Senfmehlpackungen, u.a.) oder der Heilschlamm Fango zum Einsatz kommen. Alternative Peloide sind zudem Heilerde, Moor, Sand, Lehm oder Mergel. Auch Heublumenbäder nach der Kneipplehre, Sauna, Dampfbäder oder Überwärmungsbäder (siehe Hydrotherapie) können hier die richtige Therapiemethode sein. Besonders gut geeignet bei angespannter Muskulatur ist die bereits erwähnte "Heiße Rolle": Hierbei werden mehrere Handtücher eng zusammengerollt und mit Wasser getränkt. Der Therapeut führt anschließend mit leichtem Druck Rollbewegungen aus, welche die Durchblutung fördern und so die Muskeln spürbar entspannen.
Ultraschalltherapie
Ultraschall wird in der Medizin längst nicht nur für die Diagnostik verwendet. Bei der Ultraschalltherapie wird der Ultraschallkopf direkt auf die betroffene Stelle aufgelegt. Durch die äußerst schnell aufeinanderfolgenden Längswellen im Ultraschallbereich entsteht an den Knochenrändern Wärme. Weitere direkte Auswirkungen bei der Ultraschalltherapie stellen sich direkt auf Gelenke, Nerven und Sehnen aus und helfen effektiv, Muskelverspannungen zu lösen.
Hochfrequenztherapie
Die Hochfrequenztherapie als Teil der Elektrotherapie ist ebenfalls eine Wärmetherapie. Hierbei werden innerhalb der Elektrotherapie die höchsten Strom-Stimuli eingesetzt, um so lokal Gewebe zu erwärmen. Als Effekt lassen sich Muskelverletzungen und Verspannungen heilen.
Infrarottherapie
Dieses Verfahren ist auch bekannt durch die weitläufig verwendete „Rotlicht-Lampe“. Hierbei handelt es sich um optische Energie, die durch Infrarotlicht und dessen Strahlung positiv auf den Körper wirkt. Auch das Infrarotlicht ist gut gegen Schmerzen im Bewegungsapparat, Muskelverspannungen oder Gelenkschmerzen. Beim Einsatz im Gesicht ist eine Schutzbrille notwendig. Generell sollte ein Sicherheitsabstand gewahrt werden, da die entstandene Wärme sehr heiß ausfallen und zu Verbrennungen führen kann.
Wassergefiltertes Infrarotlicht A (wIRA)
Diese spezielle Infrarotstrahlung wirkt tief im Gewebe, bei gleichzeitig geringer thermischer Oberflächenbelastung. Dafür wird die Temperatur in zwei Zentimeter Tiefe um ganze 2,7 Grad erhöht und die Durchblutung angeregt. Darüber hinaus wird die Sauerstoffversorgung verbessert. Die wIRA Behandlung hilft bei der Wundheilung, da es Entzündungen hemmt und die Regeneration fördert. Auch die Infektionsabwehr wird gestärkt.
Was bewirkt Wärme im Körper?
Doch wie erreicht Wärmetherapie die gewünschten Effekte im Körper? Wärme wird zunächst über die Haut aufgenommen und deren Rezeptoren – die sogenannten Thermorezeptoren – melden dem Gehirn den Empfang der Wärmeeinwirkung. Durch neurologische Reaktionen stellen sich entsprechende Effekte ein, die auch tiefer liegende Körperregionen und die Organe erreichen können. Wie der Patient auf solche Stimuli reagiert, hängt unter anderem vom Alter, vom Geschlecht, vom Gesundheitszustand oder auch vom individuellen Kälte- oder Wärmetyp ab. Wärmeempfindliche Personen können u. U. negativ auf besonders warme Behandlungsformen reagieren. In der Regel reagiert der Körper auf die Wärmeeinflüsse aber mit einer verbesserten Durchblutung und einem aktivierten Stoffwechsel.
Effekte durch die Wärmetherapie
Diese grundsätzlichen Reaktionen des Körpers auf die Wärmeeinwirkung rufen wiederum eine ganze Reihe weiterer positiver Effekte hervor, die sich ein Physiotherapeut als Behandlungsziel für seinen Patienten setzen kann:
- Muskelentspannung
- Verbesserte Dehnbarkeit des Bindegewebes
- Weniger Gelenksteifigkeit
- Durchblutungssteigerung
- Blutdrucksenkung
- Verbesserter Stoffwechsel
- Ruhigere und tiefere Atmung
- Schmerzlinderung
- Geschmeidige Gelenkflüssigkeit
Wann Wärmetherapie?
Diese Effekte versucht der Physiotherapeut Ihnen vor allem dann angedeihen zu lassen, wenn Sie unter folgenden Beschwerden leiden:
- Schmerzlinderung
- Sehnenscheidenentzündung
- Arthritische Gelenkschmerzen
- Muskelverkürzungen und -Verspannungen
- Rheuma
- Arthrose
- Zerrungen
- Bei häufigen Reizungen des Magen-Darm-Trakts und des Harn- und Geschlechtsapparates
- Nach Operationen und Traumata am Bewegungsapparat
- Verstauchungen
- Bandscheibenvorfall
- Rückenschmerzen
- Kopfschmerzen
- Nackenverspannungen
- Morbus Bechterew
- Tractussyndrom
- Chronische Atemwegserkrankungen
- Chronische Erkrankungen des Bewegungs- und Stützapparates
- Unruhe- und Erregungszustände
Daneben dient die Wärme auch dazu Heilungsprozesse zu beschleunigen und ist deswegen hervorragend für Leistungssportler geeignet. Aber auch Hobbysportler profitieren von der heilsamen Wärmetherapie.
Wie warm ist eigentlich Wärmetherapie?
Jeder hat ja durchaus ein individuelles Wärmeempfinden und auch Wärmetherapie ist nicht gleich Wärmetherapie. Um die oben aufgezählten Effekte bei den ebenfalls aufgezählten Indikationen zu erreichen, bedient sich die Wärmetherapie nicht nur vieler verschiedener Methoden, sondern auch unterschiedlicher Temperaturen. Während Fango-Packungen so zum Beispiel ca. 55 °C warm sind, sollte die Hydrotherapie nicht ganz so heiß sein und eher bei 37 °C liegen. Die Heiße Rolle dagegen wird sogar mit kochendem Wasser hergestellt, kühlt aber vor der Anwendung auf erträgliche Temperaturen ab. Generell gilt jedoch, dass jeder Menschen ein individuelles Wärmeempfinden hat – was für den einen also nur ein einfacher Saunabesuch ist, ist für den anderen kaum erträglich. Ihr Therapeut wird sich vorab mit Ihnen über die möglichen Behandlungen unterhalten und mit Ihnen gemeinsam feststellen, welche Wärmetherapie für Sie infrage kommt.
Wann besser nicht Wärmetherapie?
Wie auch bei anderen Methoden der physiotherapeutischen Thermotherapien gibt es auch bei der Wärmetherapie Risikogruppen, also Patienten, für die diese Art der Therapie nicht geeignet ist. Dazu gehören Menschen mit Herz-Kreislaufschwäche, Fieber, Atembeschwerden, Lymphödemen, Hautentzündungen oder auch hoher Eigenkörperwärme. Klären Sie vor Beginn der Wärmetherapie Ihre individuellen Voraussetzungen und Ihre Eignung für eine Wärmetherapie und wenden Sie die aufgeführten Methoden nicht eigenständig an!
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