Die Hydrotherapie bezeichnet sämtliche physiotherapeutischen Methoden, die mit Wasser zu tun haben und/oder im Wasser stattfinden. Besonders prägend für die Wirkung der Hydrotherapie sind die Temperaturunterschiede zwischen Körper und Wasser und natürlich die gelenkschonende Bewegung unter Wasser. Unser 11880.com-Physio-Ratgeber nennt Ihnen Praktiken, Anwendungsgebiete und mögliche Risiken der Hydrotherapie.
Was ist Hydrotherapie?
Hydro ist die Silbe, die für das deutsche Wort Wasser steht – Hydrotherapie heißt also übersetzt Wassertherapie und genau dort findet die Therapie auch statt. Physiotherapeuten wissen um die Wirkung des Wassers auf den Körper und schätzen die vielen verschiedenen, günstigen Voraussetzungen, die ihnen und ihrer Therapie das Wasser bieten kann. Insbesondere die Wassertemperatur spielt hierbei eine zentrale Rolle: kaltes Wasser, warmes Wasser, heißes Wasser oder Wasserdampf.
Was bewirkt die Hydrotherapie?
Letzterer, wie er zum Beispiel schon in der Antike in Dampfbädern angewandt wurde, ist schon seit jeher für seine belebende und auch heilende Wirkung bekannt. Doch auch insgesamt kann die Hydrotherapie den Kreislauf stärken, Gelenk- und Muskelbeschwerden lindern, das Immunsystem stärken, den Blutdruck senken, Stress abbauen, die Durchblutung anregen und insgesamt Krankheiten vorbeugen oder Symptome lindern.
Entscheidend für den Erfolg einer Hydrotherapie ist die optimale Temperatur, Intensität und Dauer einer Behandlung. Wärmende Anwendungen wirken generell blutdrucksenkend, können aber im Wechsel mit kaltem Wasser für einen Blutdruckanstieg sorgen.
Formen der Hydrotherapie
Dazu muss man nicht gleich in ein Kneipp-Becken steigen (eine der bekanntesten und erfolgreichsten Methoden der Hydrotherapie). Zur Hydrotherapie gehören auch schon ganz simple Wickel. Auch Büstenmassagen, Druckstrahlanwendungen oder Waschungen des Körpers können eine sehr stimulierende Wirkung haben. Hinzu kommen ausgedehnte Methoden wie Saunen mit heißem Wasserdampf – ggf. unterstützt durch ätherische Zugaben – Bäder, Wassertreten oder heilende Bäder.
Wie wird die Hydrotherapie durchgeführt?
Manche Formen der Hydrotherapie können Sie sogar selbst im heimischen Badezimmer durchführen. Es ist jedoch so oder so wichtig, sich als allererstes den Rat eines fachkundigen Physiotherapeuten einzuholen. Andere Methoden dagegen sind nicht ohne Weiteres zu Hause durchzuführen, wie zum Beispiel die sehr anspruchsvollen Dampfbäder oder Kneippkuren. Wie werden also die einzelnen Hydrotherapien durchgeführt?
Kneipp-Therapien
Die Kneipp-Therapie wurde bereits Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts von Sebastian Kneipp entwickelt, der die 5 Säulen der Gesundheit als Pflanzen, Bewegung, Ernährung, Balance und – wenig überraschend – Wasser propagiert. Letzteres gilt laut Kneipp als die wichtigste Säule und hat deshalb eine Vielzahl an Wasseranwendungen hervorgebracht, die medizinische Geschichte geschrieben haben. Besonders die sogenannten Kneippgüsse werden häufig innerhalb einer Wassertherapie verwendet. Hierbei wird ein gezielter Wasserstrahl mit geringem Druck auf Arme, Beine, Rücken oder Gesicht gerichtet. Durchzuführen im Stehen und von außen langsam in Richtung Körpermitte.
Je nach Beschwerde ist das Wasser zwischen zehn und knapp über vierzig Grad. Letzteres ist z. B. beim heißen Nackenguss und dem heißen Lumbalguss der Fall, welche durchblutungsfördernd und entspannend wirken. Ebenfalls durchblutungsfördernd ist der kalte Schenkelguss, der gleichzeitig blutdrucksenkend und u. a. für die Behandlung von Krampfadern, Hämorrhoiden und Blutdruckschwankungen geeignet ist. Es gibt noch viele weitere Anwendungen – selbst ein kalter Augenguss ist möglich, um Augenmüdigkeit zu regulieren.
Eine weitere bekannte Kneipp-Therapie ist das Wassertreten, das vor allem in speziellen Kneippbecken stattfindet, aber auch in der heimischen Badewanne angewendet werden kann. Wassertretbecken befinden sich sowohl in Schwimmbädern als auch Spas, teilweise aber auch in natürlichen Gewässern wie Bächen. Beim Wassertreten wird ein Bein aus dem Wasser gezogen, während das andere bis knapp unter die Kniekehlen im leitungskaltem Wasser steht. Im Storchengang wird dann abwechselnd ein Fuß aus dem Wasser gezogen. Sobald die eintretende Kälte zu stark wird, macht der Patient eine kurze Pause außerhalb des Wassers. Diesen Vorgang wiederholt sich einige male. Nach der Behandlung streift man das Wasser ab, zieht warme Strümpfe und Socken und bewegt sich für einige Zeit gemächlich. Auch diese Anwendung dient der Durchblutungsförderung und ist vor allem für Patienten mit Krampfadern geeignet.
Güsse
Ähnlich mancher Kneipp-Methoden richtet der Physiotherapeut mit Druckstrahl oder per Blitzguss den Wasserstrahl auf den Körper des Patienten. Güsse werden dabei stets in Richtung des Herzens geführt. Mit Güssen wird die Durchblutung angeregt und die Muskulatur entspannt. Je nach Temperatur und Einsatzort, ergeben sich weitere Vorteile. Ein kalter Gesichtsguss wird häufig bei Spannungskopfschmerzen oder Migräne verwendet, was sich auch positiv auf die Gesichtshaut auswirkt, die gestrafft und erfrischt wird. Ein warmer Brustguss ist gut bei Entzündungen der Atemwege, wogegen ein kalter Guss vor allem die Abwehrkräfte stärkt. Kalte Armgusse sind vor allem bei niedrigem Blutdruck sinnvoll, denn hierbei wird der Blutdruck erhöht. Ähnlich durchblutungsfördernd sind kalte Schenkel- und Kniegüsse, die auch die Arterien erweitern und die Venen kräftigen.
Teil-Bäder
Nicht mit dem ganzen Körper, sondern nur mit den betroffenen Körperteilen baden Sie bei der Hydrotherapie, die Teil-Bad genannt wird. Mit am bekanntesten sind Fußbäder, die gerne auch daheim verwendet werden. Unter heißem, kaltem oder wechselwarmen Wasser – je nach Therapie-Ziel – werden die entsprechenden Körperregionen gebürstet oder auch (im Stangerbad) mit Stromreizen behandelt. Leidet eine Person z. B. häufig unter kalten Händen, ist eine reaktive Wärmeerzeugung hilfreich, die durch kurzes Eintauchen der Hände und Unterarme ins eiskalte Wasser hervorgerufen wird. Generell sind Teil-Bäder vor allem für Personen mit Kreislaubproblemen und rheumatischen Beschwerden empfehlenswert. Verschiedene Badezusätze, wie beispielsweise Kamille, können Wirkungen zusätzlich verstärken. Medizinische Bäder bzw. Wechselbäder dauern zwischen 5 und 30 Minuten.
Wassergymnastik
Besonders bei Problemen mit der Wirbelsäule, bei Knochenrupturen oder einem Bänderriss sind Bewegungsübungen im Wasser empfehlenswert. Das Training im Wasser schont die Gelenke und ist daher auch für schwere Personen geeignet. Die Wassergymnastik-Übungen sind gymnastische Übungen, die – oft in einem extra dafür gemieteten Bereich eines Schwimmbads – durch einen Physiotherapeuten in Gruppen geführt werden. Die Übungen haben oft passende Namen wie Seepferd, Froschkönig oder Wellenbrecher, welche die Koordination verbessern und die Muskulatur stärken.
Selbst Hydrotherapie durchführen
Während Sie diese Übungen allesamt nicht allein und zu Hause durchführen können oder sollten, kann Ihnen Ihr Physiotherapeut für folgende Übungen auch Anleitungen für die heimische Anwendung geben:
- Packungen und Wickel: Bereits vor Kneipp erlangte der Naturheiler Vincent Prießnitz Berühmtheit mit seinem Prießnitz-Umschlag bzw. Prießnitz-Wickel. Hierbei werden einzelne Körperteile oder auch eine ganze Fläche Ihres Körpers in einem nasskalten Wickel oder in einer Packung verpackt. Sie sollten aus Baumwollstoff bestehen, z. B. Geschirrtücher. Rundherum erfolgt noch eine Schicht trockener Tücher, z. B. aus Frottee, um die Verpackung zu befestigen. Je nach Erkrankung können aber auch warme Wickel infrage kommen.
- Waschung und Abreibung: Wie auch Wickel und Verpackungen sind Abreibungen und Waschungen sehr zuträglich für Ihre Durchblutung. Verwenden Sie dazu einen feuchten Handschuh, mit dem Sie auf der betroffenen Stelle kreisförmige Bewegungen vollziehen. Alle vier hier genannten Übungen der Hydrotherapie können Sie zwar zu Hause durchführen. Sie brauchen jedoch meistens eine zweite Person zur Hilfe und natürlich vorab eine professionelle Einführung durch den Physiotherapeuten in Ihrer Nähe.
Der Vorteil dieser Hausmittel ist, dass sie praktisch keine Nebenwirkungen haben, leicht vom Patient angewendet werden können und sich gut mit anderen Therapien kombinieren lassen.
Wann braucht man Hydrotherapie?
Kaltes Wasser regt die Durchblutung der inneren Organe an, hemmt Entzündungen und ist schlicht und ergreifend vitalisierend. Heißes Wasser fördert ebenfalls die Durchblutung, aber die von Haut und Muskeln und wirkt sehr entspannend. Insgesamt ist Hydrotherapie deshalb gut für die Durchblutung, ein stärkeres Immunsystem und einen guten Lymphabfluss. Vor allem bei folgenden Indikationen kann eine Hydrotherapie genau das Richtige für Sie sein:
- Durchblutungsstörungen
- Muskel- und Gelenkbeschwerden
- Atemwegsbeschwerden
- Kreislaufbeschwerden
- Arthritis
- Abwehrschwäche
- Erschöpfungssyndrom
- Schmerzen im Bewegungsapparat
- Kopfschmerzen
Risiken der Hydrotherapie
Viele Probleme, Beschwerden und Erkrankungen also, die mit der Hydrotherapie behandelt und auch gelindert werden können. Grundsätzlich ist die Hydrotherapie zudem nur mit wenigen Risiken verbunden und verheißt fast nur Gutes für Sie. Dennoch gibt es Voraussetzungen, unter denen Ihnen Ihr Physiotherapeut von der Hydrotherapie abraten könnte:- Schilddrüsenüberfunktion
- Herzerkrankungen
- Grippe
- Lebererkrankungen
- Nierenleiden
- Hauterkrankungen
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